Geschichten der Cronopien und Famen
Von Julio Cortázar
Musik von Isaac Albéniz, Alberto Ginastera, Claude Debussy und Heitor Villa-Lobos
„Kennen Sie Cortázar?“– diese Frage würde einen des Lesens mächtigen spanisch- oder französischsprachigen Erdenbürger mehr als irritieren. Der 1914 in Brüssel geborene Sohn argentinischer Eltern gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts (und obendrein übrigens auch als einer der relevantesten Übersetzer dieser Zeit- er übertrug unter anderem „Robinson Crusoe“ und etliche Werke Edgar Allen Poes ins argentinische Spanisch)- aber in Deutschland immer noch mehr oder minder als Geheimtipp für Connaisseure der fantastischen Literatur.
Für ihren gemeinsamen Abend fanden Karla Haltenwanger und Loretta Stern eine eklektizistische Mischung – sie collagierten Texte aus Cortázars Erzählband „Geschichten der Cronopien und Famen“ (deutsche Übersetzung: Wolfgang Promies) mit Musikstücken der Komponisten Isaac Albéniz (Spanien, 1860-1909), Heitor Villa Lobos (Brasilien, 1887-1959), Claude Debussy (Frankreich, 1862-1918) and Alberto Ginastera (Argentinien, 1916-1983).
Mithilfe dieser sehr unterschiedlichen Klavierwerke, die interessanterweise größtenteils vor Julio Cortázars irdischem Dasein geschaffen wurden, tatsächlich aber sehr oft klingen wie Vertonungen der in seinen Geschichten evozierten Atmosphäre, eröffnet diese Zusammenstellung eine weitere, nämlich zumindest subjektiv klangliche Dimension der fantastischen künstlerischen Schaffenskraft des Autors, und feiert überdies und ganz objektiv die spielerische Aufbruchsfreude in der Musik des ausklingenden 19. und beginnenden 20.Jahrhunderts. Die konzentrierte Hinwendung zu rhythmischer Prägnanz, zu einer freieren Tonalität und eine langsame, aber dennoch dezidierte Ablösung von der klassisch-romantischen Funktionsharmonik öffneten damals die Tür zu neuen klanglichen Experimenten.